Agile Arbeitsvermittlung?
Ein meiner Erfahrung nach sehr wirksamer Ansatz im Jobcoaching und bei der Arbeitsvermittlung lässt sich gut mit dem Begriff „Agile Arbeitsvermittlung“ beschreiben. Agil heißt nach Wikipedia erst einmal nichts anderes als „von großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig“. In der Software- und Projektentwicklung hat sich schon länger der Begriff des agilen Projektmanagements etabliert. Im „Agilen Manifest„ der Softwareentwickler wird darauf eingegangen, was das genau bedeutet:
- Personen haben Vorrang vor Abläufen und Methoden
- Ergebnisse haben Vorrang vor ausgedehnter Dokumentation
- das Eingehen auf Änderungen hat Vorrang vor strikter Planverfolgung
Zusammengefasst heißt das: Es geht immer um das Ziel, das erreicht werden soll (Vermittlung in passende Jobs), der Weg dorthin darf und sollte ständig hinterfragt werden. Starre Regeln und Abläufe werden durch mehr Flexibilität ersetzt. Für Jobcoaches in Arbeitsmarktprojekten kann diese Flexibilität vielleicht so beschrieben werden: Wir beraten
- nicht an Berufen klebend, nicht statisch
- an Ressourcen orientiert, nicht an Defiziten
- flexibel, mit beruflichem Querdenken und Trial and Error
In der Praxis von Arbeitsmarktprojekten könnte das so aussehen:
- Repariere nichts, was nicht kaputt ist! Wir nutzen die natürlichen Ressourcen der Teilnehmenden, also Fähigkeiten, bisherige Kenntnisse, Werte und körperliche Eignung! (hier ein Link)
- Wenn es nicht (mehr) funktioniert, mache etwas anderes! Wenn ein Berufsweg oder eine Bewerbungsform nicht mehr funktioniert, ändern wir flexibel die Strategie!
- Wenn etwas funktioniert, mache mehr davon! Wenn wir an Reaktionen von Personalentscheidern, Ausbildern oder Praktikumsgebern sehen, dass ein Weg vielversprechend erscheint, ermutigen wir die Teilnehmenden, den Weg weiter zu gehen. (nach Kotrba/Miarka)
Mein Materialbuch für Arbeitsmarktprojekte (hier der Link) soll mit seinen Arbeitsblättern und Übungen die Prinzipien der agilen Arbeitsvermittlung widerspiegeln: Flexibilität, Kreativität und Wirksamkeit. Es ermöglicht Beratung und Unterricht für Einzelne und Gruppen mit ganz verschiedenen Voraussetzungen, ist auf die Individualität der Teilnehmenden ausgerichtet, schafft Ergebnisse, verankert eine Schritt-für-Schritt-Vorgehensweise und fördert eine möglichst einfache Dokumentation.