Wolkenkratzer

Warum eigentlich immer nur große Unternehmen?

Wenn ich mit Jobsuchenden spreche, höre ich ziemlich häufig das Statement „Ich möchte am liebsten bei dem bekannten XY-Unternehmen arbeiten“. Da stellen sich mir spontan zwei Fragen: Ist das realistisch, gerade aus der Arbeitssuche heraus? Ist das wirklich der richtige Weg?

 

Wir erleben hier gerade  in Bochum, welche Auswirkungen es hat, wenn ein Großunternehmen den Standort schließt und welche gravierenden Veränderungsprozesse auf die MitarbeiterInnen zukommen. Die Motive für den Run auf große Firmen sind verständlich: höherer Verdienst, im Schnitt größere Arbeitsplatzsicherheit und vielleicht auch die Sehnsucht, sich nicht so häufig verändern zu müssen.

Dabei wird neue Beschäftigung vorwiegend in anderen Bereichen geschaffen. Nach dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn waren es im zurückliegenden Jahrzehnt ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen, die einen Nettozuwachs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ermöglichten. Großunternehmen haben in diesem Zeitraum Arbeitsplätze abgebaut. Aus einer von der EU-Kommission vorgelegten Studie geht hervor, dass kleine und mittlere Unternehmen zwischen 2008 und 2010 mit 85 Prozent tatsächlich neu geschaffener Arbeitsplätze die größte Beschäftigungsquote aufwiesen.

Vielleicht sollten wir als Jobcoaches und Berater unseren Teilnehmern in Gruppen und Projekten in den Gesprächen folgendes deutlich machen:

  • dass große Firmen sehr hohe Ansprüche an die Qualifikation der Bewerber haben
  • dass große Firmen oft keine Arbeitsuchenden einstellen, die schon länger suchen
  • und dass sich bei Großunternehmen viele Menschen bewerben und somit die statistische Wahrscheinlichkeit eines Treffers eher gering ist (Alle 52 Sekunden kommt eine Bewerbung beim Autobauer Audi in Ingolstadt an, das sind mehr als 100 000 pro Jahr – nach ovb-online.de . Und wenige tausend werden nur eingestellt.
  • dass es sich daher lohnt, sich auch bei mittleren und kleinen Unternehmen zu bewerben.

Übrigens: Auf dem ehemaligen Opel Gelände wird nach verschiedenen Masterplänen die Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen unterschiedlichster Branchen befürwortet und aktiv geplant.

3 Kommentare
  1. Gerjet Kleine-Weischede
    Gerjet Kleine-Weischede sagte:

    Viele BewerberInnen stehen bei Arbeitslosigkeit vor dem Problem, sich auf einem Markt zu bewegen, den sie nicht kennen – außer den „üblichen Verdächtigen“ oder den Top-Unternehmen.

    Die KMUs, „hidden champions“, Zweiter auf dem Markt oder Zulieferungsbetrieb sind den meisten BewerberInnen (oft leider auch ArbeitsvermittlerInnen) unbekannt. Eine gründliche Marktrecherche kann hier ganz viele Türen öffnen, an denen die meisten noch nicht einmal rütteln.

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