Motivation von Teilnehmenden

„Wie gehe ich damit um, wenn einige Teilnehmende aus der Gruppe nicht mitmachen?“ Diese Frage stellte mir eine Absolventin meines Jobcoach-Kurses in Berlin, nachdem sie ihre ersten Einsätze in Arbeitsmarktprojekten hinter sich hatte. 

Die Frage nach der Motivierung von „Eingeladenen“, also von Teilnehmenden, die nur bedingt freiwillig das Seminar besuchen, stellt sich immer wieder in Projekten, die von der Bundesagentur für Arbeit gefördert werden. Ist ja auch nachvollziehbar, wenn ich eine Veranstaltung besuche, die ich mir letztendlich nicht unter verschiedenen Angeboten ausgesucht habe.

Dirk Schmidt, ein bekannter Motivationstrainer sagt zum Thema Motivation im FOCUS vom 21.09.2017:

  • Menschen wollen wissen, was das Projekt mit ihrem Leben zu tun hat.
  • Wir müssen die Fragen der Teilnehmenden ernst nehmen und aufgreifen.
  • Wir sollten selbst von der Aufgabe begeistert sein.

Folgende Wege der Motivation von Teilnehmenden in Arbeitsmarktprojekten schlage ich vor:

Motivation durch Ziele:

  • Was sind die Ziele der TeilnehmerInnen? Machen Sie sich mit ihnen auf den Weg.
  • Benutzen Sie dazu z. B. die Übung „Mein Traumberuf“ aus „Es gibt Arbeit! Materialbuch für Arbeitsmarktprojekte “.
  • Können Sie beim Setzen von Zielen helfen? Denken Sie daran: Zielfindung ist ein Prozess, der seine Zeit braucht.

Motivation durch die Person des Beraters:

BeraterInnen und DozentInnen können motivieren!

  • Sie haben doch eine qualifizierte Ausbildung.
  • Und Sie haben ein gutes Programm.
  • Sie meinen es ehrlich.

Motivation durch die Teilnehmergruppe:

Positive Dynamik, die in einer Gruppe entsteht, nimmt oft auch skeptische Teilnehmer mit, wie in einem Fußballspiel: Begeisterung steckt an!

Gegenseitig helfen motiviert: Wenn TeilnehmerInnen anderen aus der Gruppe helfen, werden sie aktiv und dadurch selbst motiviert!

Motivation durch kleine Erfolgserlebnisse:

Unter Anleitung lösen Teilnehmende anstehende Aufgaben, erleben so kleine Erfolge und die eigene Selbstwirksamkeit. Besonders gut funktionieren in diesem Zusammenhang sogenannte „Live-Trainings“, weil die Gruppe dabei keine „Unterrichtssituation“, sondern Realität erlebt.

 


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Was sind moderne Arbeitsmarktprojekte

Was sind moderne Arbeitsmarktprojekte?

Moderne Arbeitsmarktprojekte sind Trainingsmaßnahmen, Vermittlungsprojekte und geförderte Weiterbildungen, die nachhaltig wirksam sind und eine möglichst hohe Akzeptanz bei den Teilnehmenden haben.

Solche Projekte …

  1. sind flexibel: Sie stellen sich auf Besonderheiten der Teilnehmenden und auf den örtlichen Arbeitsmarkt ein, sie arbeiten agil, sie sind orientiert an Möglichkeiten, beinhalten berufliches Querdenken und beruhen auf Versuch und Irrtum. In den Niederlanden z. B. ist man seit Jahren sehr beweglich und kann sich auch niedrigschwellige Angebote für Langzeitarbeitslose wie Kaffee- und Gesprächsrunden, Sporttraining etc. vorstellen.
  2. sind nicht wie Schule und erinnern auch nicht daran: Teilnehmende aus den Zielgruppen haben oft beim Schulbesuch negative Erfahrungen gemacht. Nachhaltiges Design von Arbeitsmarktprojekten heißt in dem Fall, dass unsere Projekte sich durch Ansprache, Arbeitsmethoden und Räumen her stark von einer Schule unterscheiden.
  3. haben möglichst angenehme Räume: Sie sind freundlich und hell gestaltet, haben eine angemessene Größe und sind leise, sehen also nicht wie Fabrikruinen vor der Renovierung aus.
  4. nutzen Internet, IT und moderne Medien auf professionelle Weise: d. h. schnelles Internet (keine total veralteten Rechner), die richtigen Bookmarks/Lesezeichen, Zugang zu allen wichtigen Internetseiten (z. B. einzelne Jobbörsen sollten nicht vom IT-Beauftragten aus Unkenntnis gesperrt sein) etc.
  5. sind konsequent praxisorientiert: Es geht um Vermittlung – nicht um Bewerbungsunterricht (hier mehr), d. h. um ständigen Kontakt zu möglichen Arbeitgebern, viele sinnvolle Praktika und praxisrelevante Schulungsinhalte.
  6. haben ein Konzept, das für alle Mitarbeitenden gilt und sind daher nicht von den Zufallsergebnissen Einzelner abhängig.
  7. setzen auf Teams und fördern die Kommunikation und den Austausch der Mitarbeitenden.

Eine Online-Schulung für Jobcoaches stelle ich Ihnen hier vor.

Ein schlüssiges Vermittlungskonzept für Arbeitsmarktprojekte

Wie sieht eigentlich ein schlüssiges Vermittlungskonzept für Arbeitsmarktprojekte aus?

Ob Arbeitsmarktprojekte erfolgreich sind, hängt von vielem ab. Diese vier Faktoren können Sie als Trainer allerdings mit beeinflussen:

    • Ihre Arbeitsweise
    • die Organisation des Projekts
    • die Motivation der Teilnehmer
    • das Vermittlungskonzept

Funktionierende Vermittlungskonzepte bestehen meiner Ansicht nach aus

        • einem einfachen und trotzdem aussagefähigen Profiling
        • agiler Arbeitsvermittlung
        • und einer präzisen Arbeitgeberauswahl

Über das Profiling habe ich an dieser Stelle mehr geschrieben. Der Begriff „Agile Arbeitsvermittlung“ kommt eigentlich aus der agilen Softwareentwicklung. Ich habe ihn übernommen und auf Arbeitsmarktprojekte übertragen. (hier der Link)

Agile Arbeitsvermittlung…

      • ist flexibel, nicht an Berufen klebend
      • orientiert sich an Möglichkeiten, nicht an Defiziten
      • beinhaltet berufliches Querdenken
      • beruht auf Trial and Error, also Versuch und Irrtum beim ständigen Abgleich von BewerberInnen-Profil und Arbeitgeberbedarf

Für eine präzise Arbeitgeberauswahl bitte folgende Punkte beachten:

  • die Zielgruppe sollte präzise ermittelt werden (mehr)
  • die Unternehmensgröße sollte zum Profil des Teilnehmenden passen (mehr)
  • die Unternehmenswerte sollten zum Profil des Teilnehmenden passen (mehr)

Übrigens: Wenn Sie Material für den Einsatz in Arbeitsmarktprojekten suchen, das nach einem solchen schlüssigen Konzept aufgebaut ist, dann schauen Sie bitte hier.

Den Link zum passenden Video finden Sie hier

Mit herzlichen Grüßen aus dem Ruhrgebiet,

Reinhard Kröger