Kompass

Berufliche Ziele genau festlegen oder grobe Richtung ansteuern?

Häufig wird Ratsuchenden in der beruflichen Orientierung geraten, sie sollen sich konkrete Ziele setzen, diese ganz genau festlegen und verfolgen. Ich frage mich, ob das wirklich sinnvoll ist.

Meiner Erfahrung nach ist es besser, grob die Richtung anzusteuern, in die ich mich entwickeln will, und dann die Gelegenheiten wahrzunehmen, auf die ich treffe.

Der Berater Stephen Shapiro rät z. B., „einen Kompass und keine Landkarte zu verwenden“ (Zitat von Shapiro aus dem Buch Business Model You).
Zu genau gesteckte Ziele können sehr viel Druck auslösen und den Blick einschränken. Diese sehr genau bestimmten Ziele, diese perfekten Pläne haben bei mir persönlich nie funktioniert – die Bereitschaft in eine bestimmte Richtung zu gehen, schon eher. So kann der Kurs immer wieder aktualisiert werden, ich nehme neue Erfahrungen und Begegnungen auf und orientiere mich wieder.

Im Moment bin ich selbst dabei, mich thematisch weiterzuentwickeln. In meinem nächsten Projekten soll es um den richtigen Job gehen, also nicht nur um die Frage, wie ich überhaupt Arbeit aufnehmen kann. Und natürlich um die Schulung von Jobcoaches. Auch bei diesen Themen möchte ich eine Richtung einschlagen und sehen, was sich auf dem Weg ergibt. Natürlich sammele ich Material, mache Recherche, überlege, welche Personen ich dazu ansprechen kann. Und dabei ergibt sich auf dem Weg vieles, was ich jetzt noch nicht weiß, worauf ich aber sehr gespannt bin.

Herzlichst,

Ihr Reinhard Kröger

Gedankenlawinen sind Motivationskiller

Von „Es geht mir nicht gut“ zu „Das wird ganz schlimm enden“: Gedankenlawinen hindern die persönliche und berufliche Weiterentwicklung.

Ein Hindernis für die Verbesserung Ihrer Arbeits- und Lebenssituation können Gedankenlawinen sein. Sie entstehen aus negativen Gedanken, die wir häufig wiederholen und die sich dann vergrößern – genau wie ein kleiner Schneeball zu einer großen Lawine werden kann.

Gedankenlawine

Hier ein Beispiel für so einen negativen Gedanken-Verlauf:
Es geht mir nicht gut >> Ich habe jetzt einen wichtigen Termin, ich schaffe den nicht>> Ich schaffe nie was>> Das wird alles ganz schlimm enden… Sich immer wiederholende und vergrößernde, negative Gedankenketten sind ein häufig zu beobachtender Störfaktor in Bewerbungsphasen, in beruflichen Umbruchsituationen, bei einer Existenzgründung und bei fast jedem Jobwechsel.

Nach Albert Ellis, einem Pionier der kognitiven Psychologie, müssen wir uns solche Gedankenketten genau ansehen: Sind das Tatsachen, die ich da denke und weiterspinne, oder Vermutungen? Motivieren mich solche Gedanken? Sind sie eher hinderlich? Kann ich sie abstellen und wie?

Zum Durchchecken von Gedankenketten hilft ein von mir entwickeltes Arbeitsblatt, das ich Ihnen gerne zur Verfügung stelle. Langfristig sollten Sie sich auch die Frage beantworten, welche Gedankenketten häufig vorkommen und was das z. B. mit Ihrer eigenen Biographie zu tun hat. Das sprengt aber natürlich den Rahmen der beruflichen Beratung.
Wichtig ist, dass Sie Gedanken-Lawinen als solche erst einmal identifizieren, damit Sie sie auf die Dauer stoppen können. So finden Sie auch wieder Ihre Motivation zurück.

Tipp: Das Materialbuch für Arbeitsmarktprojekte (hier der Link) enthält ein komplettes Motivationstraining mit über 20 Arbeitsblättern/Übungen für Einzelberatung und Gruppenarbeit!

Wolkenkratzer

Warum eigentlich immer nur große Unternehmen?

Wenn ich mit Jobsuchenden spreche, höre ich ziemlich häufig das Statement „Ich möchte am liebsten bei dem bekannten XY-Unternehmen arbeiten“. Da stellen sich mir spontan zwei Fragen: Ist das realistisch, gerade aus der Arbeitssuche heraus? Ist das wirklich der richtige Weg?

 

Wir erleben hier gerade  in Bochum, welche Auswirkungen es hat, wenn ein Großunternehmen den Standort schließt und welche gravierenden Veränderungsprozesse auf die MitarbeiterInnen zukommen. Die Motive für den Run auf große Firmen sind verständlich: höherer Verdienst, im Schnitt größere Arbeitsplatzsicherheit und vielleicht auch die Sehnsucht, sich nicht so häufig verändern zu müssen.

Dabei wird neue Beschäftigung vorwiegend in anderen Bereichen geschaffen. Nach dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn waren es im zurückliegenden Jahrzehnt ausschließlich kleine und mittlere Unternehmen, die einen Nettozuwachs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung ermöglichten. Großunternehmen haben in diesem Zeitraum Arbeitsplätze abgebaut. Aus einer von der EU-Kommission vorgelegten Studie geht hervor, dass kleine und mittlere Unternehmen zwischen 2008 und 2010 mit 85 Prozent tatsächlich neu geschaffener Arbeitsplätze die größte Beschäftigungsquote aufwiesen.

Vielleicht sollten wir als Jobcoaches und Berater unseren Teilnehmern in Gruppen und Projekten in den Gesprächen folgendes deutlich machen:

  • dass große Firmen sehr hohe Ansprüche an die Qualifikation der Bewerber haben
  • dass große Firmen oft keine Arbeitsuchenden einstellen, die schon länger suchen
  • und dass sich bei Großunternehmen viele Menschen bewerben und somit die statistische Wahrscheinlichkeit eines Treffers eher gering ist (Alle 52 Sekunden kommt eine Bewerbung beim Autobauer Audi in Ingolstadt an, das sind mehr als 100 000 pro Jahr – nach ovb-online.de . Und wenige tausend werden nur eingestellt.
  • dass es sich daher lohnt, sich auch bei mittleren und kleinen Unternehmen zu bewerben.

Übrigens: Auf dem ehemaligen Opel Gelände wird nach verschiedenen Masterplänen die Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen unterschiedlichster Branchen befürwortet und aktiv geplant.