Unsicherheiten von Jobcoaches und DozentInnen – was tun?

Herausfordernde Gruppenmitglieder, Motivationsprobleme der Teilnehmenden, strukturelle Probleme oder die Frage nach der eigenen Rolle führen immer wieder zu Unsicherheiten bei Jobcoaches und DozentInnen. Wie können Sie als Profi in Arbeitsmarktprojekten Ihre eigene Sicherheit stärken?

Aus meiner Erfahrung helfen da verschiedene Puzzleteile:

  • gründliche Vorbereitung von Beratungs- und Unterrichtstagen (Vorbereitung gibt Sicherheit!)
  • Authentizität (Link zum Beitrag)
  • Ziele sollten mit Träger geklärt sein (keine unerreichbaren Ziele akzeptieren!)
  • gutes Material (Link zum Materialbuch)
  • auf den eigenen Energiehaushalt achten (Ruhezeiten, Sport)
  • kollegiale Zusammenarbeit mit anderen Coaches (Rückhalt sichern)
  • ständig eigene Weiterbildung betreiben
  • das Schutzschild-Prinzip einsetzen (Link zum Beitrag )
  • mit Widerständen in der Gruppe umgehen lernen (Link zum Video)
  • sich intensiv und immer wieder mit dem Thema Selbstwert beschäftigen
  • nicht ungeprüft alle Aufträge annehmen, auch mal „nein“ sagen.
  • Räume und Technik überprüfen und gegebenenfalls verändern/in Ordnung bringen

Viele Faktoren tragen zur Stärkung der eigenen Sicherheit bei. Natürlich können Sie nicht das gesamte Umfeld kontrollieren, und es entstehen auch immer unvorhergesehene Situationen. Aber wenn Sie einige der oben genannten Punkte berücksichtigen (zum Beispiel Vorbereitung, Authentizität oder das Schutzschild-Prinzip), kommen Sie schon ziemlich weit! Das kann ich Ihnen versprechen.

Mit herzlichem Gruß,
Ihr Reinhard Kröger

 

Froschkönig

Was sind Job-Märchen?

Im Jobcoaching kann es öfters vorkommen, dass die zu Beratenden nicht sehr reale Vorstellungen über die Möglichkeiten ihrer Jobauswahl haben. Ich nenne diese teilweise fantastischen Vorstellungen „Job-Märchen“.

Schauen wir uns mal einige an:

„Ich brauche nur einen Job, wie ich ihn vorher hatte!“ Genau denselben Job gibt es nicht noch mal. Ein anderes Mitarbeiterteam, andere Vorgesetzte, eine andere Firmengröße und andere Kunden machen jeden neuen Job ganz anders. Die in einem langen Berufsleben erworbene Reputation lässt sich nicht einfach übertragen. Gerade Beschäftigte von Großfirmen tun sich oft mit der Veränderung schwer. Deshalb finden Sie z.B. die Kieselstein-Übung (eine Verabschiedungsübung vom alten Job) im 50Plus-Teil meines Materials „Es gibt Arbeit!“ 

 

„Mir fehlt nur die Fortbildung XY, dann bekomme ich jederzeit einen Job!“ Das würde heißen, es käme nur auf die formale Qualifizierung an, und Persönlichkeit, Werte, Problemlösungskompetenzen wären nebensächlich. Manchmal werden von einer IT- oder Qualitätsmanagement-Fortbildung Wunder erwartet!  Dabei kommt es natürlich auch auf viele weitere Faktoren an, wie persönliches Arbeitsverhalten, soziale Kompetenz und die bewusste Verarbeitung der eigenen Arbeitslosigkeit sowie natürlich Lebensalter und Gesundheitszustand.

 

“ Haben Sie in Ihrer Schatzkiste nicht einen guten Job, den Sie nur mir anbieten?“ Da rechnet jemand offensichtlich mit der guten Fee! Kommt manchmal vor, wenn man zu Beratende gut kennt. Die Idee, dass Jobcoaches eine Kiste voll mit gutbezahlen Jobs (möglichst auch noch von der ruhigen Art) haben, gehört natürlich in den Bereich der Märchen. Da könnte man sich das Profiling auch gleich sparen :-)! Manchmal werden im Jobcoaching einfach die „falschen“ Fragen gestellt (hier der Link).

Schreiben Sie einen Kommentar, wenn Sie noch mehr Job-Märchen kennen, ich freue mich!
Mit herzlichen Grüßen aus dem Ruhrgebiet, Reinhard Kröger

Auswahlliste Plan A+B gestrichen, Plan C bleibt

Agile Arbeitsvermittlung?

Ein meiner Erfahrung nach sehr wirksamer Ansatz im Jobcoaching und bei der Arbeitsvermittlung lässt sich gut mit dem Begriff „Agile Arbeitsvermittlung“ beschreiben. Agil heißt nach Wikipedia erst einmal nichts anderes alsvon großer Beweglichkeit zeugend; regsam und wendig“. In der Software- und Projektentwicklung hat sich schon länger der Begriff des agilen Projektmanagements etabliert. Im Agilen Manifest der Softwareentwickler wird darauf eingegangen, was das genau bedeutet:

  • Personen haben Vorrang vor Abläufen und Methoden
  • Ergebnisse haben Vorrang vor ausgedehnter Dokumentation
  • das Eingehen auf Änderungen hat Vorrang vor strikter Planverfolgung

Zusammengefasst heißt das: Es geht immer um das Ziel, das erreicht werden soll (Vermittlung in passende Jobs), der Weg dorthin darf und sollte ständig hinterfragt werden. Starre Regeln und Abläufe werden durch mehr Flexibilität ersetzt. Für Jobcoaches in Arbeitsmarktprojekten kann diese Flexibilität vielleicht so beschrieben werden: Wir beraten

  • nicht an Berufen klebend, nicht statisch
  • an Ressourcen orientiert, nicht an Defiziten
  • flexibel, mit beruflichem Querdenken und Trial and Error

In der Praxis von Arbeitsmarktprojekten könnte das so aussehen:

  • Repariere nichts, was nicht kaputt ist! Wir nutzen die natürlichen Ressourcen der Teilnehmenden, also Fähigkeiten, bisherige Kenntnisse, Werte und körperliche Eignung! (hier ein Link)
  • Wenn es nicht (mehr) funktioniert, mache etwas anderes! Wenn ein Berufsweg oder eine Bewerbungsform nicht mehr funktioniert, ändern wir flexibel die Strategie!
  • Wenn etwas funktioniert, mache mehr davon! Wenn wir an Reaktionen von Personalentscheidern, Ausbildern oder Praktikumsgebern sehen, dass ein Weg vielversprechend erscheint, ermutigen wir die Teilnehmenden, den Weg weiter zu gehen. (nach Kotrba/Miarka)

Mein Materialbuch für Arbeitsmarktprojekte (hier der Link) soll mit seinen Arbeitsblättern und Übungen die Prinzipien der agilen Arbeitsvermittlung widerspiegeln: Flexibilität, Kreativität und Wirksamkeit. Es ermöglicht Beratung und Unterricht für Einzelne und Gruppen mit ganz verschiedenen Voraussetzungen, ist auf die Individualität der Teilnehmenden ausgerichtet, schafft Ergebnisse, verankert eine Schritt-für-Schritt-Vorgehensweise und fördert eine möglichst einfache Dokumentation.