Psychologische Faktoren beim Online-Jobcoaching
Online-Jobcoaching fordert die Teilnehmenden intensiver als ein Präsenz-Coaching. Für eine erfolgreiche Beratung sind folgende Faktoren zu bedenken:
- Der Raum: Das „Betreten“ einer Plattform und eines virtuellen Raumes, den der Coach im Vorfeld des Coachings anlegt, ist ein wichtiger Schritt aus der Anonymität des Internets in eine persönliche Beratungssituation. Dieser Schritt benötigt auf beiden Seiten ein gewisses Vertrauen. Es handelt sich um einen datengeschützten Raum, zu dem jeweils nur bestimmte Personen Zugang haben. Dazu ist ein ausführliches Vereinbarungsgespräch, z. B. am Telefon, notwendig.
- Das Blickfeld: Videokonferenzen haben zwar den Vorteil, dass wir die Mimik und Gestik unseres Gegenübers sehen können, doch unser Blickfeld ist eingeschränkt. Beide Seiten können die Körpersprache der jeweils anderen Seite nicht so gut ausmachen. Das macht die Entstehung von Nähe schwieriger.
- Das Gehör: Durch die Einschränkung der visuellen Wahrnehmung bekommt das Gehör eine zentralere Funktion. Die menschliche Stimme wird unwillkürlich im Zusammenspiel verschiedener Funktionen erzeugt. Damit unterliegt sie dem Einfluss von körperlichen und seelischen Befindlichkeiten. Das sensible und geschulte Ohr nimmt diese Befindlichkeiten wahr und erhält dadurch Hinweise auf den seelisch-körperlichen Zustand, wie ihn ein Präsenzcoach normalerweise aus der Mimik und Gestik des Klienten abliest. Ein Profi sorgt aus diesen Gründen für bestmögliche Audioqualität. (nach Ideen von Anke Ulmer, Kommunikationscoach)
- Die Informationskanäle sind reduziert, es besteht die Möglichkeit der Missinterpretation von Nachrichten. Genaue Anleitungen, ausführliche Aufgabenbeschreibungen, die Nutzung von Arbeitsblättern und deutliche und langsame Sprache des Trainers/der Trainerin sind daher wichtig.
- Coach und Teilnehmende sind während des Coachings stark auf die Inhalte konzentriert, Pausen wie „Ich hol mir jetzt mal einen Kaffee“, zusätzliche Chatmöglichkeiten, Kommunikationsmöglichkeiten mit Icons u.a. sorgen für Entspannungsmomente und lockeren Smalltalk.
- Virtuelle Distanz bietet Schutz vor Gesichtsverlust und kann daher auch ein Vorteil sein. Probleme können eventuell leichter geäußert oder beschrieben werden als in der Präsenzsituation.
- Die erhöhte Aufmerksamkeit ist anstrengend. Die Teilnehmenden an einer Videokonferenz oder einem Online-Coaching müssen enorme Anstrengungen unternehmen, um sich ein umfassendes Bild von der Gesamtsituation zu machen, da die Kommunikationskanäle eingeschränkt sind. Deshalb sollten die Sitzungen, um produktiv zu sein, kürzer als in der Präsenzsituation ausfallen.
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