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Wegweiser verschiedene Wege

Wege statt Irrwege im Job!

Es gibt Strategie-Bücher, die mich faszinieren. Eins davon ist „Wege statt Irrwege“. Im Buch geht es darum, was wir von guten Theorien für den Alltag in der Jobberatung lernen können.

Der erste Teil beschäftigt sich mit Joborientierung, ein weiterer mit privaten Beziehungen (Zeit für die Familie, Familienkultur) und einer mit den Dingen, die wir nicht machen sollten, wenn wir nicht ins Gefängnis kommen wollen.
Besonders spannend für mich ist der Teil zum Berufsorientierungsprozess, dessen Phasen schlüssig und detailliert beschrieben werden.

Dazu teilen die Autoren den Berufsweg in zwei Phasen auf: In die reine Orientierungsphase und in die Arbeitsphase – die Phase, wenn Sie den nächsten Job gefunden haben. Das klingt erst einmal ganz logisch, aber wichtig ist es, genau zu wissen in welcher Phase Sie sich befinden und strategisch dementsprechend vorzugehen.

In der Orientierungsphase ist eine 360-Grad-Suche genau das Richtige: sich überall umsehen, mit Menschen sprechen und ansprechbar sein, alle möglichen Gelegenheiten nutzen (siehe dazu mein Arbeitsblatt). Wenn Sie dann einen Job gefunden haben und sich in der Arbeitsphase befinden, sind eher Ihre Karrieretechniken gefragt: Wie gehen Sie mit Ihrem Chef um, wie machen Sie auf Ihre Arbeit aufmerksam, haben Sie ein Netzwerk?
Die Orientierungsphase ist oft ungeplant und offen für sich bietende Möglichkeiten. Die Arbeitsphase ist eher ein Bereich für Planung und Strategie. Die Autoren nennen das die „Balance zwischen Berechnung und Zufall“.

Mein Fazit: Das Buch ist lesenswert und gut geschrieben. Es behandelt Theorie, die für die Praxis sehr hilfreich ist. Außerdem erklärt es, wie es zu dem VW-Skandal kommen konnte… Sie dürfen gespannt sein.

Christensen, Clayton M.: Wege statt Irrwege,
224 Seiten, books4success
ISBN: 9783864702440

Fragezeichen

Was bedeutet gute Arbeit?

 

Darf man heutzutage eigentlich noch Ansprüche an die Arbeit stellen? Ich denke, ja! Natürlich sind viele erst einmal froh, überhaupt einen Job zu haben. Arbeit kann aber auch krank oder unglücklich machen, wenn sie nicht zu der Person, ihren Fähigkeiten, Werten etc. passt. Doch was macht eigentlich einen guten Job aus?

Die Frage habe ich mir selbst schon häufiger gestellt, und gerade in der Berufsberatung und Arbeitsvermittlung werden wir ständig mit dieser Fragestellung konfrontiert. Sehen wir uns einmal zwei mögliche Antworten an:

Im Escape-Manifest wird der Redakteur von „Wired“ und Sachbuchautor Dan Pink zitiert, er sieht drei unerlässliche Voraussetzungen für eine erfüllende berufliche Tätigkeit:

  • Autonomie – das eigene Leben selbst gestalten zu können
  • Meisterschaft – immer besser zu werden, in etwas, was uns wichtig ist
  • Sinn – an etwas zu arbeiten, das größer ist als wir selbst

Mihály Csíkszentmihályi, der Psychologe, der den Begriff „Flow!“ geprägt hat, sieht auch drei Komponenten, die einen guten Job ausmachen:

  • objektive Gegebenheiten, also die Rahmenbedingungen des Jobs (Arbeitszeit, Lohn, Teamsituation)
  • den Sinn, den dieser Job für die Kunden oder die Gemeinschaft hat
  • die eigene Einstellung, ob ich den Job als erfüllend ansehe

Diese beiden Ansätze überschneiden sich an einigen Stellen, aber jeder Ansatz bringt auch weitere, neue Aspekte mit ein. Lieber Leser, liebe Leserin dieses Blogs, checken Sie doch mal Ihre persönliche Berufssituation nach diesen Punkten durch:

  • Gibt es in Ihrem Job die Möglichkeit, einen Expertenstatus zu erreichen?
  • Wie sehen die Rahmenbedingungen aus?
  • Macht der Job Sinn?
  • Habe ich (noch) die richtige Einstellung?
  • Wenn Sie Jobcoach und Trainer sind: Vermittle ich meine Klienten so gesehen in „gute Jobs“? (Oder in Einstiegstätigkeiten, aus denen sich gute Jobs entwickeln können?)

Es gibt im Job unterschiedliche Phasen!

Viele haben es in ihrem Berufsleben schon gemerkt: Es gibt im Job unterschiedliche Phasen. Lynda Gratton hat dies in ihrem Buch Job-Future anschaulich beschrieben: Berufliche Werdegänge verlaufen oft nicht mehr in der Reihenfolge: Ausbildung, Berufstätigkeit, Rente.

Stattdessen werden die traditionellen Berufswegverläufe durch weitere Phasen ergänzt: Zeiten der Berufsausbildung und der Jobausübung wechseln sich mit Zwischenzeiten wie Arbeitslosigkeit oder Neuorientierung ab. Als nächstes folgt dann vielleicht wieder eine Lernphase (Weiterbildung, Umschulung), dann ein Neueinstieg, anschließend eine weitere Zeit der Berufsausübung.

Gründe dafür sind die Rationalisierung und Globalisierung der Arbeit, demographische Faktoren wie die gestiegene Lebenserwartung oder die geburtenstarken Jahrgänge (1955 – 1969). Das kann im Einzelfall so aussehen, dass jemand nach einer Berufsphase eine Weiterqualifizierung oder ein Studium macht, eine Zeitlang in einem sozialen Projekt im Ausland arbeitet, nach einer Erwerbsphase ein Sabbatjahr macht, mit 60 noch Unternehmer wird und freiberuflich arbeitet oder, oder, oder…

Gerade für die Arbeit in 50Plus-Projekten hat dieses Phasenmodell eine große Bedeutung. So lassen sich auch unübliche berufliche Biografien lesen und sinnvoll fortsetzen. Hier habe ich für Sie ein Arbeitsblatt erstellt, in das man seine Berufsphasen eintragen kann, um den persönlichen Berufsweg-Verlauf darstellen zu können.

P.S.: Natürlich ist in diesem Zusammenhang auch der Staat gefragt, z. B. mit angepassten Sozialgesetzen, damit diese Berufsphasen ermöglicht und sozial begleitet werden können.